Ich gebe es zu, diese Überschrift klingt sehr provokant. Ganz ehrlich? Das soll sie auch.
Ich fühle mich nämlich momentan ständig provoziert. Nicht etwa von der Gesellschaft, den Politikern oder der Männerwelt. Nein, es sind die anderen Mütter, die in mir ganz oft eine Aggression auslösen.
Es gibt für alle Menschen ein Lebensmodell, daß je nach Einkommen und sozialem Status frei gewählt wurde.
Warum Andere sich ihr Leben genau so gestalten, wie sie es tun kann ich nicht immer nachvollziehen. Aber muß ich das denn? Es genügt doch den Lebensentwurf der Mitmenschen zu tolerieren. Leben und leben lassen.
Aber anscheinend ist es gerade in Deutschland sehr in Mode gekommen alle anderen in dem was und wie sie es tun zu kritisieren.
Ich selbst bin mit den drei Zwerginnen und meiner freiberuflichen Tätigkeit gut ausgelastet, versuche aber mit Hilfe von women++ meine beruflichen Qualitäten klar zu definieren und meinen zukünftigen Weg im Berufsleben zu finden. Das gelingt selbstverständlich nur durch die Luxussituation in der ich mich aktuell befinde.
Wir haben einen eher durchschnittlichen Lebensstandard und keine großen Ansprüche. So bin ich nicht gezwungen zum Lebensunterhalt beizutragen.
Das erlaubt mir nach Bedarf zu arbeiten, wenn es die familiäre Situation erlaubt. Zum Beispiel ist seit Weihnachten immer eine der Zwerginnen krank zu Hause. Mit mir. Ich bin nicht gezwungen meine “Kinderkranktage” einzuhalten und wenn ich der Meinung bin sie müßten sich noch einen Tag länger erholen, dann ist das auch kein Problem.
Ja, ich gebe gerne zu, daß ich mir manchmal vielleicht zu viele Gedanken um das Wohl der Zwerginnen mache. Ich gebe auch zu, daß es in den Augen mancher übertrieben erscheinen mag, daß ich in der Früh aus Würstchen Herzchen bastel und Gesichter in Äpfel schnitze. Aber es ist kein Opfer für mich und macht mich auch nicht zu einer besseren Mutter als die, die eine Klappstulle in die Brotbox steckt. Ich mache es einfach gerne, weil ich weiß, daß sich meine Kinder darüber freuen!
Wenn meine Kinder zu Hause sind, versuche ich abzuwägen ob der Haushalt gerade wichtiger ist oder die Zeit, die ich mit ihnen verbringe. Das hält sich nicht immer die Waage, aber in der Summe scheint es mir recht ausgeglichen zu sein.
Klar sehe ich es nicht als notwendig an, die nächsten zehn Jahre mit dem fertigen Essen zu Hause zu warten bis die Zwerginnen (die dann längst keine mehr sein werden) von der Schule nach Hause kommen. Es werden sich immer mehr Zeitfenster auftun, in denen ich Zeit habe etwas für meinen Beruf und für mich zu tun. Meine Situation habe ich vor knapp acht Jahren so gewählt (ohne natürlich zu wissen, was genau auf mich zukommt. Aber wer weiß das schon, bevor er Kinder bekommt?) und bin meistens sehr zufrieden damit. Denn ich weiß, so wie es jetzt ist, so ist es gut für mich (und hoffentlich die Zwerginnen). Zu einem späteren Zeitpunk muß man sich neu entscheiden.
Sicherlich wäre es auch nett sich Urlaub leisten zu können obwohl das Auto gerade den Geist aufgegeben hat und ein Ersatz her muß. Und früher oder später muß auch die Ausbildung der Zwerginnen finanziert werden. Doch momentan gibt es -zumindest bei mir- andere Prioritäten. Auch wenn irgendwie immer die zwei Herzen in einer Brust schlagen.
Und jeden, der in der gleichen Situation ist wie ich, kann ich verstehen.
Und jeden, der sich für eine andere Art Familienleben entschieden hat, kann ich vielleicht nicht verstehen, aber ich kann es zumindest tolerieren. Was für mich bedeutet, daß ich nach den Gründen für diese Entscheidung fragen darf, sie aber nicht teilen muß, sondern unkommentiert (ohne Wertung) stehen lassen kann.
Und genau das erwarte ich auch von anderen.
Aber anscheinend darf jeder ungefragt seine Meinung und Bewertung zu meinem Leben abgeben.
In letzter Zeit ist es mir häufiger passiert, daß Mütter die arbeiten gehen und ihre Kinder fremdbetreuen lassen, sich dazu befähigt fühlen an meinem Leben herumzukritisieren.
Die Standardfrage ist Was machst Du denn die ganze Zeit so? oder Du bist ja eine Übermutter und hockst auf Deinen Kindern drauf! Besonders nett fand ich den Satz: Man muß das schon emotional können, seine Kinder wegzuorganisieren!
Mir ist klar, daß solche Sprüche von Frauen kommen, die mit ihrer eigenen Lebenssituation unzufrieden sind. Aber es ärgert mich jedes Mal aufs Neue, daß ich mich für das was ich tue rechtfertigen muß.
Es gibt in Bezug auf das Thema Working Mom kein richtig oder falsch sondern nur die Entscheidung die zu meiner Situation paßt und die für mich richtig ist.
Die Gesellschaft und die äußeren Umstände sind Hindernis genug für uns Mütter. Kann man da nicht wenigstens untereinander leben und leben lassen?
Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Das würde mich brennend interessieren.
Gruß
Suse
Ich denke, Frauen kritisieren oftmals andere Frauen, um sich selber aufzuwerten. Bei Männern findet man dieses Verhalten übrigens seltener.
Meine erste Tochter wurde nur dreizehn Monate alt, zehn davon verbrachte sie auf der Intensivstation 350 km von zu Hause entfernt. Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, dass ich nicht von ihrem Bett wich und das war auch gut so. Keine Minute möchte ich missen. Allerdings musste ich mich rechtfertigen, dass ich meinen Mann vernachlässige, weil er arbeitstechnisch uns nur am Wochenende besuchen konnte und eine Frau Frau bleiben soll. Ich solle mich also um ihn kümmern, ich könne das Kind auch mal alleine lassen, ect..
Ich hatte den “Luxus”, dass es mein erstes Kind war und kein Geschwisterkind auf mich wartete. Es ist für solche Mütter viel schwieriger, weil sie ständig ein schlechtes Gewissen einem der beiden Kinder gegenüber haben. Mein Mann wäre allerdings auch der falsche Mann für mich gewesen, wenn er sein Wohl in diesem Fall über das Wohl des Kindes gestellt hätte.
Als meine anderen Kinder geboren wurden, nutzte ich die Elternzeit und sehe es als Luxus an, dass ich mir diese Zeit nehmen konnte. Viele können es nicht oder haben andere Gründe. Eigentlich ist es auch nicht die Quantität sondern die Qualität der Stunden die man mit den Kindern verbringt, die wichtig ist.
Ich arbeite Teilzeit und stelle fest, dass man überall der Meinung ist, man könne mir noch ein paar Aufträge mehr erteilen, da ich ja keine Vollzeitkraft bin und soooo viel Zeit habe. So summiert sich das Ganze sehr schnell und mehr als fünfeinhalb Stunden Schlaf habe ich nicht, nur damit auch alles immer schön erledigt ist. Ein Urlaub für vier Tage war zum letzten Mal vor 12 Jahren. Es nervt einfach dieses “Rechtfertigen müssen” und die vielen guten RatSCHLÄGE, die von anderen erteilt werden, die nicht in der gleichen Lebenssituation stecken.
Also: Kopf hoch und nicht unterkriegen lassen! Schau dir deine Familie an, wenn ihr euch wohl fühlt ist doch alles in Ordnung.
Liebe Grüße
Carola
Der fehlende Respekt vor anderen Lebensmodellen ist sicherlich ein themenübergreifendes Problem, liebe Suse. Aber -wie so oft- sagt es mehr über Dein Gegenüber als über Dich, wenn solche Bemerkungen fallen.
Herzliche Grüße von Nina
liebe Suse,
da ich ja leider keine Kinder habe- kann ich nur ein bisschen mitreden- aber egal welche Lebenssituation man sich ausgesucht hat- scheinbar kann es von anderen nur schlecht oder gar nicht akzeptiert werden. Auch wir werden schnell mal “abgestempelt”. Wir sind mindestens asozial mit 7 Hunden ;)
Das verletzt und es greift an! Mittlerweile halte ich es wie die Pingiune aus Madagaskar- lächeln, winken und A…….. denken ;) Ich weiss aber auch dass das nicht leicht ist.
Aber egal was alle anderen sagen- die Hauptsache ist doch dass Du, Deine Zwerginnen und der Weltbeste einfach zufrieden seit!!!
ich sende Dir auf die Distanz ganz liebe Grüße
Corinn
Hallo,
ich habe ein Kind, mittlerweile ist dieses am Ende der “Grundschulzeit” angekommen und fast schon zu selbständig.
Die ersten drei Jahre war ich komplett zu Hause. Und wurde von vielen schon schief angesehen. Dann ging Töchterchen in den Kindergarten, ich habe Teilzeit gearbeitet…war die ersten Jahre immer ein Zeitspagat…ob es der richtige Weg war? Keine Ahnung, für uns wohl schon. Vielleicht wäre es aber auch anders besser gewesen…was ich damit sagen will: DIe meisten, die andere kritisieren, sind doch mit ihrer eigenen Wahl auch nicht ganz glücklich.
Ist ja leider so: Man kann nicht alles haben, nur das Beste aus allem machen! Ich find deinen Weg auf jeden Fall wunderbar!
Liebe Grüße
Maus
Liebe Suse,
danke für diesen wundervollen Post!!Dafür kriegst Du einen store Klem von mir!! Mir geht es genau so wie Dir! Wie ich diese Frage hasse: Was machst Du eigentlich so? Meist kommt diese Frage wirklich von anderen Frauen, die eigentlich nur eifersüchtig sind, weil Sie nicht Ihren Weg gehen können und sich ein Leben wie unseres wünschen. Aber es tut trotzdem verdammt weh! Ich kann alles, wirklich alles was Du hier schreibst so gut nachvollziehen. Klemer Alice
Hallo Suse,
noch habe ich keine Kinder, allerdings kann ich deine Einstellung gut verstehen. Ich vermute jedoch, dass ich es mir finanziell nie leisten werden kann, nicht arbeiten zu gehen. Dafür habe ich einfach den falschen Beruf gewählt.. :-(
Ich denke, ich werde trotzdem Kinder bekommen und versuchen, alles so gut wie möglich zu genießen! ;-)
Liebe Grüße,
Lala
Liebe Lala,
ich bin mir durchaus dessen bewußt, daß ich meine Situation als Luxus bezeichnen muß. Andere haben nicht so viel Glück.
Aber die, die arbeiten müssen sind es auch nicht, die blöde Sprüche und Sticheleien ablassen. Sondern die, die sich auch anders entscheiden könnten.
LG
Du hast ja so recht! Ich finde schlimm, wie sich Mütter in den verschiedensten Lebensumständen zur Zeit so gegenseitig das Leben schwer machen. Wer profitiert denn davon? Die Frauen sicher nicht & die Kinder schon gar nicht! Ich, als Großmutter, poste auch hin und wieder zu diesen Themen, weil mir die Richtung, in der unser Zusammenleben geht, überhaupt nicht gefällt.
Geh deinen Weg! Ich wünsche dir alles Gute!
Herzlichst
Astrid
ein genuss deinen beitrag zu lesen. ist genau mein denken und war jahrelang mein handeln. ich habe bis zur 13. klasse meine kids morgens zur schule gefahren und mittags abgeholt, das essen stand jederzeit pünktlich auf dem tisch. heute, ein paar jahre später, erkennen die kids, dass es bei weitem keine selbstverständlichkeit war und betonen immer wieder, wie schön es war wie es war. leider muss man sich in der heutigen zeit ständig für das ausleben “des mutterdaseins” rechtfertigen. das läuft mir noch jahre später hinterher. frau scheint nur dann vollwertig zu sein, wenn sie sich zwischen beruf und familie zerreisst. ich bin der festen überzeugung viele andere frauen würden auch gerne diesen weg wählen, aber dank unserer familienpolitik sind sie nicht in der lage dazu. heute müssen in vielen fällen dazuverdienen. leider, sag ich nur.
Es ist doch so, daß ich im Leben nicht alles haben kann oder? Und jeder entscheidet mehr oder weniger frei, was er tut.
Warum kann ich nicht die Entscheidungen anderer tolerieren?